Im Folgenden können Sie lesen, woran Sie einen Seriösen Rattenzüchter erkennen können.
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel verfassen soll. Denn wenn ein Züchter schreibt, woran man seriöse Züchter erkennt, dann ist klar: Er/sie selbst erfüllt natürlich alle selbst aufgestellten Kriterien. So kann sich dann selbst der unseriöseste Vermehrer gut darstellen. Da die Frage nach seriösen Züchtern aber immer wieder auftaucht, habe ich hier einige Punkte zusammengefasst, auf die ich selbst achte, wenn ich Tiere von jemandem übernehme. Einige sind sehr offensichtlich, auf andere kommt ein neue Rattenhalter vielleicht gar nicht - und bei wieder anderen sind sich selbst die seriösen Züchter nicht einig, ob sie ein Muss sind.
Ein seriöser Züchter...
...beantwortet kompetent Fragen
Ein seriöser Züchter sollte sich bereits vor der Vermittlung Zeit nehmen, Fragen zu seiner Zucht und Haltung zu beantworten. Auch auf allgemeine Fragen der Interessenten zu Haltung, Ernährung, Gesundheit und Versorgung von Farbratten sollte eingegangen werden. Insgesamt sollte man sich als neuer Rattenbesitzer gut aufgehoben fühlen. Dazu gehört, dass der*die Züchter*in anbietet, auch nach der Abgabe für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung zu stehen.
...bietet Einblick in die Rattery
Dieser Punkt wird von unterschiedlichen Züchtern sehr unterschiedlich gehandhabt. Einige ZüchterInnen lassen jederzeit Interessenten ihr Tiere besichtigen und zeigen ihnen ihre Haltung vor Ort. Andere haben sich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, eine sogenannte "Closed Rattery", also eine geschlossene Rattenzucht zu haben.
Zum einen ist mit häufigen Besuchen durch fremde Menschen immer ein Infektionsrisiko für den Tierbestand verbunden. Selbstverständlich hat kein/e Züchter*In ein steriles Zuhause und empfängt auch private Besuche. Trotzdem ist das Risiko, Parasiten oder Krankheitskeime einzuschleppen, sehr viel höher, wenn man immer wieder Menschen aus sehr unterschiedlichen Haushalten Zutritt zu den eigenen Tieren gibt, denn man weiß nie, was für Tiere diese Menschen selbst halten, zu was für anderen Tieren sie Kontakt hatten und ob bei diesen Tieren evtl. Erkrankungen vorliegen. Einige Erkrankungen, die einem Bestand durchaus gefährlich werden können, sind tatsächlich vom Menschen übertragbar. Inzwischen weiß man zum Beispiel, dass selbst Mykoplasmose, die beim Menschen keine Erkrankung auslöst, von Menschen übertragen werden kann.
Außerdem stellt der Besuch fremder Menschen in den eigenen Vier Wänden immer auch ein kleines Eindringen in die Privatsphäre ein. Als Hobbyzüchter verfügt man ja über keine Gewerberäume, die entsprechend vom privaten Wohnraum abgegrenzt sind, sondern lässt fremde Menschen in sein eigenes Wohnzimmer, was eigentlich der eigenen Familie und Freunden vorbehalten ist.
Ein weiterer Punkt, der dazu führt, dass Züchter keine Besucher mehr zu sich kommen lassen, ist Unzuverlässigkeit. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich schon damit verbracht habe, auf Leute zu warten, die sich einmal ganz unverbindlich meine Zucht anschauen wollten und dann doch nicht gekommen sind.
Wenn also ein/e Züchter*In Ihren Wunsch, sich seine Haltung und Tiere einmal persönlich vor Ort anschauen zu wollen, ausschlägt, bedeutet dass noch nicht, dass er/sie unseriös ist. Bitte respektieren Sie diese Entscheidung und bitten Sie stattdessen um Fotos der Haltung, der Käfige und einzelner Tiere. Jede/r seriöse Züchter*In sollte Ihnen Bilder ihrer/seiner Haltung und Tiere zur Verfügung stellen können. Bei einem Züchter, der dies nicht tut, sollte man dann aber eher Vorsicht walten lassen. Außerdem kann es sinnvoll sein, einmal zu überschlagen, ob die Tiere im Bestand in den gezeigten Käfigen gut unterzubringen wären. Es kommt nämlich durchaus auch vor, dass Züchter einen oder zwei Vorzeigekäfige haben und der Rest des Tierbestandes ganz anders untergebracht ist. Aber selbst bei einem Besuch vor Ort kann man nie sicher sein, ob man wirklich alles gezeigt bekommen hat. Lassen Sie sich auch zeigen, wie die Mütter mit ihren Würfen untergebracht sind und wie die Haltung der Jungtiere ist.
...hat eine vorbildliche Haltung
Ein*e seriöse*r Züchter*in sollte seine Tiere so unterbringen, wie er es auch vom neuen Besitzer erwartet. Die Tiere, die dauerhaft in der Rattery leben, sollten in Käfigen untergebracht sein, die "Mindestmaße" erfüllen. Dabei ist zu beachten, dass es keine gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaße gibt und die Empfehlungen dazu auseinander gehen. Auch die Käfige zur zeitweisen Unterbringung von Rattenmüttern und ihren Würfen sowie Jungtieren sollte angemessen groß sein, auch wenn sie z.B. bis zu einem gewissen Alter der Jungtiere nicht über Zwischenetagen verfügen sollten. Die Käfige sollten einen gepflegten Eindruck machen. Die Haltung von Ratten ist gerade bei größeren Rudeln immer mit einer gewissen Geruchsentwicklung verbunden. Dennoch sollte es in den Räumen, in denen die Tiere gehalten werden, nicht penetrant nach Ammoniak riechen. Die Tiere sollten über Versteckmöglichkeiten verfügen und selbstverständlich mit Wasser und Futter versorgt sein. Eine Haltung von Ratten in Aquarien ist abzulehnen.
...kann etwas zu den Elterntieren und Vorfahren sagen
Der*die Züchter*in kennt ihre Tiere und kann die Elterntiere oder sogar noch weitere Vorfahren zeigen (wenn nicht live, dann doch wenigstens als Foto). Außerdem sollte er*sie in der Lage sein, etwas über die Vorfahren zu berichten, z.B. über ihr Temperament, Entwicklung und Gesundheit. Optimaler Weise gibt es einen Stammbaum zu den Tieren. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Stammbäume für Ratten in Deutschland nicht von einem Zuchtverband (wie z.B. bei Hunden und Katzen) ausgestellte werden, sondern dass in der Regel jeder Züchter seine eigenen erstellt. Wie zuverlässige sie sind, sei einmal dahin gestellt. Nur weil ein Züchter einen Stammbaum über sieben Generationen zur Verfügung stellen kann, heißt das noch nicht, dass dieser auch zutrifft. Mir ist z.B. viel wichtiger, dass der Züchter etwas über seine Tiere und deren Verwandten erzählen kann. Fragen Sie nach, warum ein Züchter z.B. Tiere ohne Stammbaum einsetzt, denn das ist an sich nichts Verwerfliches und kann gute Gründe haben (z.B. bei Tieren aus gut durchgezogenen Linien oder wenn ein Tier besondere Eigenschaften, aber eben keinen Stammbaum hat).
...hat ein Zuchtziel
Während ein*e Vermehrer*in einfach Ratten verpaart, die er*sie gerade schön findet oder die zufällig zur Verfügung stehen, sollte ein*e seriöse*r Züchter*in mit seiner Zucht ein Ziel verfolgen. Er*sie sollte erklären können, was er*sie erreichen möchte und wie die Auswahl der Zuchttiere erfolgt. Eine Aufzählung von möglichst vielen Farben, Schattierungen und Zeichnungen ist noch kein Zuchtziel!
...hat eine Warteliste
Einige Züchter*innen sind der Meinung, dass das Fehlen einer Warteliste darauf hinweist, dass ein*e Züchter*in nicht seriös sei. Damit stimme ich nicht ganz überein. Es gibt viele Faktoren, die die Länge einer Warteliste beeinflussen können, z.B. die die Lage der Rattery (in Hamburg bekommt man mehr Anfragen als Klein Kleckersdorf), wie beliebt die gezüchtete Variante gerade ist, wie präsent ein Züchter in Online-Medien ist oder ob Anzeigen geschaltet werden. Ich selbst stelle immer wieder fest, dass Leute anfragen und "ihre" Tiere sofort abholen möchten. Es kommt auch häufig vor, dass Personen sich erst auf die Warteliste stellen lassen, sich dann aber nicht melden. Von daher kann es auch dem seriösesten Züchter passieren, dass er keine Warteliste für einen Wurf hat. Es gibt auch seriöse Züchter, die keine Wartelisten führen, sondern Sie bitten, sich nach einer bestimmten Zeit noch einmal zu melden, da es sehr zeitaufwendig und frustrierend sein kann, Wartelisten zu führen und die Tiere entsprechend der Wartelistenplätze anzubieten. Allerdings sollte es bei einem seriösen Züchter eher selten vorkommen, dass man spontan vorbei kommen, sich Tiere aus verschiedenen Würfen aussuchen und diese gleich mitnehmen kann. Wird das angeboten, sollte man auf jeden Fall nachhaken, wieso gerade jetzt so viele Tiere verfügbar sind und ob sie auch schon das notwendige Abgabealter und -gewicht erreicht haben.
...inseriert nicht bei...
Aus einem für mich nicht nachvollziehbarem Punkt heißt es oft, "Wer seine Tiere bei .... inseriert, kann nicht seriös sein". Meiner Erfahrung nach hat die Wahl des Angebotsmediums nicht unbedingt etwas mit der Seriosität des Anbieter zu tun. Natürlich ist es so, dass man in Anzeigenportalen wie Ebay-Kleinanzeigen auch unseriöse Vermehrer findet. Aber nicht jeder, der dort anbietet, ist unseriös. Von daher gilt es im Einzelfall zu überprüfen, wie gut oder schlecht ein Anbieter ist. Mehr zum Thema lesen.
...gibt keine zu jungen oder zu kleinen Tiere ab
Ratttenbabies sollten nicht vor der Vollendung der 6. Lebenswoche bzw. unter einem Gewicht von 100 g abgegeben werden. Auch wenn die Jungs bereits nach 32 Tagen von der Mutter und den Schwestern getrennt werden müssen, benötigen sie noch ein Umfeld, in dem sie sozialisiert werden. Immer wieder begegnen mir in sozialen Netzen Fälle, in denen neue Rattenbesitzer*innen viel zu junge und zu leichte Babies bekommen haben. Dabei ist dieser Punkt leicht zu überprüfen. Bitten Sie im Zweifelsfall einfach den Züchter, die Tiere in ihrem Beisein noch einmal zu wiegen. Natürlich kann es einmal vorkommen, dass ein Tier einfach extrem klein ist und bleibt. In dem Fall sollte der*die Züchter*in ds aber von sich aus ansprechen.
..achtet darauf, wohin seine*ihre Tiere kommen
Ein seriöser Züchter will seine Tiere nicht auf Biegen und Brechen verschleudern. Er*sie fragt bei den neuen Besitzern nach Erfahrungen in der Rattenhaltung und lässt sich unter Umständen auch Bilder vom zukünftigen Käfig zeigen.