Rattenhalter wissen es schon lange: Farbratten haben großen Spaß daran zu spielen und mit ihrem Menschen zu interagieren. Es ist bereits länger bekannt, dass Ratten kitzelig sind, "lachen" wenn die gekitzelt werden und Kitzelspiele mit Menschen offensichtlich gern haben. Nun konnten Forscher an der Humboldt Universität((Annika Stefanie Reinhold, Juan Ignacio Sanguinetti-Scheck, Konstantin Hartmann, Michael Brecht (2019), Behavioral and neural correlates of hide-and-seek in rats, Science 13 Sep 2019: Vol. 365, Issue 6458, pp. 1180-1183, DOI: 10.1126/science.aax4705)) zeigen, dass Ratten in der Lage sind, die Regeln von Versteckspielen zu erlernen und Spaß an diesem Spiel haben.
Durchgeführt wurde das Experiment mit 6 jungen, männlichen Ratten. Nachdem die Tiere die grundlegenden Regeln des Versteckspiels erlernt hatten, wurden sie in einem 30 qm großen Raum mit sieben Versteckmöglichkeiten in einer ferngesteuerten Box untergebracht. Zunächst versteckte sich der menschliche Spielkamerad, dann wurde die Box per Fernsteuerung geöffnet. Die Ratten suchten dann nach dem Menschen, was von deutlichen Lautäußerungen begleitet war, die mit Spielen assoziiert sind. Wenn die Ratte "ihren" Menschen gefunden hatte, wurde sie mit Interaktion belohnt - Futterbelohnung gab es keine. 5 der 6 Ratten zeigten dieses Suchverhalten. Aber auch anderherum funktionierte das Spiel. Während der Mensch ruhig neben der ferngesteuerten Box saß, versteckten sich die Ratten. Hierbei zeigten sie kaum Lautäußerungen. Dabei gingen die Tiere sehr schlau vor und versteckten sich lieber hinter undurchsichtigen Verstecken als hinter durchsichtigen. Wurden sie gefunden, liefen sie oft weg und versteckten sich erneut, um eine neue Spielrunde zu initiieren.
Aufzeichnungen der Gehirnaktivität zeigten während des Spielens eine erhöhte Aktivität im präfrontalen Cortex der Ratten. Sie variierte mit den verschiedenen Rollen. Bei Menschen ist dieser Bereich des Gehirns für die soziale Wahrnehmung zuständig und ermöglicht einen gedanklichen Perspektivenwechsel. "Tiere mit komplexen Sozialverhalten spielen in der Regel besonders viel", so Brecht. Die Forscher gehen davon aus, dass das Spielen eine Art Trainingsverhalten des Gehirns ist, um bestimmte Fähigkeiten zu erwerben oder zu verbessern((Der Standard, Ratten amüsieren sich beim Versteckspiel mit Forschern, https://www.derstandard.at/story/2000108562279/ratten-amuesieren-sich-beim-versteckspiel-mit-forschern?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR0OS0v0C24H_UYzp8mVgMSvr5P1n1KwDXuGn6wtFfTSSlMH2SxN2pEWamU#Echobox=1568347915 ))
Spielverhalten wurde in der Vergangenheit bei vielen Arten beobachtet, etwa bei Wölfen, Raubkatzen oder Affen. Im Gegensatz zu spielerischem Balgen beinhaltet das Spiel Verstecken aber Regeln, die Tiere verstehen müssen – und die sie offensichtlich verstehen ((Der Standard, Ratten amüsieren sich beim Versteckspiel mit Forschern, https://www.derstandard.at/story/2000108562279/ratten-amuesieren-sich-beim-versteckspiel-mit-forschern?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR0OS0v0C24H_UYzp8mVgMSvr5P1n1KwDXuGn6wtFfTSSlMH2SxN2pEWamU#Echobox=1568347915 )).
Nachdem die PETA jetzt eine große Kampagne in den sozialen Medien gegen den oben beschriebenen Versucht fährt, möchten wir in dieser Stelle ausdrücklich auf den folgenden Sachverhalt hinweisen: Um die Gehirnaktivität der Ratten zu messen, wurden ihnen Elektroden implantiert. Die Tiere wurden nach Abschluss des Versuchs euthanasiert.
Bild: Himanshu Sharma