Die American Fancy Rat Society erkennt Odd-Eye bei allen Farben und Zeichnungen an. Die erste offizielle Beschreibung einer Odd-Eye-Ratte im Liebhaber und Hobby-Züchter-Bereich wurde am 24.01.1983 von Karen Hauser in Cal Poly Pomona, CA, USA gemacht, nachdem diese Tiere bereits 1972 in Laborbeständen beschrieben wurden (Gumbreck et al.((Laurence G. Gumbreck Allan J. Stanley John E. Allison Ronald B. Easley (1972), Restriction of color in the rat with associated sterility in the male and heterochromia in both sexes, Journal of Experimental Zoology, Volume180, Issue3, 333-349))((RANDOLPH M. MACY ALLAN J. STANLEY LAURENCE G. GUMBRECK (1972), Genetic Factors Involved in Heterochromia in the Norway Rat, Journal of Heredity, Volume 63, Issue 4, 189–190))). Odd-Eye (Odd ist Englisch für ungerade, seltsam) ist ein Phänotyp, bei dem die Augen der betroffenen Ratte unterschiedliche Farben haben. Ein Auge ist in der Regel schwarz oder dark ruby (dunkelrubin), während das andere Auge Rubin oder Pink ist. Diese Verschiedenfarbigkeit der Regenbogenhäute der Augen durch Störung der Pigmentierung wird auch als Iris Heterochromie bezeichnet. Betroffen sind vor allem weiße oder gescheckte Tiere mit teilweisem oder vollständigem Leuzismus. Bei Ratten sind es vor allem Capped oder Masked Tiere mit Blessen, die Heterochromie zeigen. Häufig sind es Tiere mit Red Eye Dilute (Rotaugen-Verdünnung) wie zum Beispiel Topaz oder Beige, aber auch bei Tieren ohne diese Verdünnung wurde bereits Heterochromie berichtet.
Die Genetik der Odd-Eye Ratte
Die Genetik, die die Iris Heterochromie bei Farbratten verursacht, ist bisher weitgehend ungeklärt. Es ist anzunehmen, dass es sogar mehrere Genorte und Allele gibt, die Odd-Eye-Ratten entstehen lassen.
Die Restricted-Hypothese
Ein Allel, das einen Odd-Eye-Phänotyp auslösen kann, ist wahrscheinlich das Restricted Allel H(re), dass auf dem Hooded-Locus H liegt und dominant gegenüber allen anderen Allelen auf dem H-Locus ist. Mehr zur Vererbung der Hooded-Allele findet sich im Artikel "Genetische Analyse der Modifier für den Hooded-Phänotyp bei Ratten". Das Restricted-Allel wurde 1072 zum ersten Mal von Stanley und Gumbreck((Laurence G. Gumbreck Allan J. Stanley John E. Allison Ronald B. Easley (1972), Restriction of color in the rat with associated sterility in the male and heterochromia in both sexes, Journal of Experimental Zoology, Volume180, Issue3, 333-349))((RANDOLPH M. MACY ALLAN J. STANLEY LAURENCE G. GUMBRECK (1972), Genetic Factors Involved in Heterochromia in the Norway Rat, Journal of Heredity, Volume 63, Issue 4, 189–190)) beschrieben. Das Allel verursacht eine starke dominante Einschränkung farbiger Anteile in der Zeichnung, eine dominante ganze oder teilweise Unfruchtbarkeit bei männlichen Tieren und eine Letalität bei homozygoten Embryos. Es gibt auch Hinweise darauf, dass unter Umständen homozygote Jungtiere geboren werden können, diese aber innerhalb der ersten 35 Tage infolge von Megacolon versterben. Daher sollte nie zwei Restricted-Tiere miteinander verpaart werden.
Die Rezessives-Allel-Hypothese
Das Restricted-Allel ist aber wahrscheinlich nicht die einzige mögliche Ursache für Odd-Eyes. So diskutiert die American Fancy Rat an Mouse Association ein rezessives Allel als Grundlage. Sicher scheint aber zu sein, dass Odd-Eye in Verbindung mit ausgeprägten Zeichnungen, vor allem Blessen steht. Ein hoher Weißanteil scheint die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Iris-Heterochromie auftritt. Allerdings spielt offensichtlich ein Zufallsfaktor bei der Vererbung von Odd-Eye eine große Rolle, da selbst die Verpaarung von Odd-Eye Eltern nicht sicher zu Odd-Eye-Nachfahren führt, wie das bei einem rezessiven Allel sein müsste.
Die Rolle des Zufalls
Es liegt die Vermutung nahe, dass die Form der Weißverteilung und ihre Lage die Pigmentierung beeinflusst, und diese ist zumindest zu einem Teil zufällig. Häufig ist es nämlich so, dass das hellere Auge auf weißem Grund oder zumindest sehr nah daran liegt. Aus diesem Grund ist es auch extrem schwierig bis unmöglich, gezielt sicher Odd-Eye Tiere zu züchten. Unabhängig davon, welchen genetischen Hintergrund man annimmt, fallen weniger Odd-Eye Tiere, als man erwarten würde.