Für die Handaufzucht von Rattenbabies gibt es viele Gründe. Möglicherweise hat die Mutter sie nicht angenommen, sie hat nicht genug Milch für alle oder eine Infektion bei der Mutter erlaubt ihr nicht mehr, ihre Babies zu säugen. Aus diesem Grund sollte man immer einen Ammenwurf ansetzen, so dass man die Kleinen einer anderen Mutter unterschieben kann. Aber auch das klappt nicht immer. Die zweite Ratte nimmt vielleicht nicht auf, hat selbst einen sehr großen Wurf aufzuziehen oder nimmt die Babies der fremden Mutter einfach nicht an. Was bleibt, ist dann die Handaufzucht. Und die hat es in sich: alle 2-3 Stunden müssen die Kleinen gefüttert werden und eine Runde Füttern dauert je nach Wurfgröße gerne einmal eine Stunde oder länger - auch nachts. Eine wichtige Frage ist, welche Art von Milch man am besten für die Rattenwelpen verwenden sollte. In der Regel wird pauschal Katzenaufzuchtmilch empfohlen, aber ich habe einmal genauer hingeschaut.
Rattenmilch enthält in flüssiger Form 13% Fett, 9,7% Protein und 3,2% Lactose (Quelle: Afrma). Insgesamt enthält sie 73% Wasser. Die übrigen 27% an Feststoffen setzen sich wie folgt zusammen: 47% Fett, 35% Protein, 12,5 Kohlenhydrate und 5,5% Rohasche. Für Rattenbabies ist insbesondere der hohe Fettanteil wichtig, da sie kaum auf Energiereserven zurückgreifen können. (Quelle: Afrma).
Basis Royal Canin
Eine Recherche ergab, dass die Royal Canin BabyCat Milk im Vergleich zu anderen Sorten Aufzuchtmilch für Katzen einen sehr hohen Fettgehalt von 39% Fett in der Trockenmasse enthält. Dennoch bleibt der Fettgehalt noch deutlich unter den 47% zurück, die in der Trockensubstanz von Rattenmilch enthalten sind. Daher sollte man den Fettanteil durch Zugabe eines Fettes bzw. Öls erhöhen.
Die Menge berechnet sich wie folgt:
Mischungskreuz (siehe Wikipedia)
Fettgehalt Royal Canin Pulver 39%
Fettgehalt Royal Canin Pulver 39% | 53 Teile Royal Canin Pulver | |
Zielfettgehalt 47% | ||
Fettgehalt Sonnenblumenöl 100% | 8 Teile Sonnenblumenöl |
3g Royal Canin Pulver entspricht 10 ml auf dem Messbecher, die mit 20 ml Wasser gemischt werden. Diese 3 g entsprechen 53 Teilen, d.h. 1 Teil entspricht ~0,05 g. Also entsprechen 8 Teile Reinfett 0,4 g. Die Dichte von Sonneblumenöl beträgt 0,92 kg/l bei 15 °C, d.h. 1 Liter Sonneblumenöl wiegt 920 g. Dann hat 1 g Sonnenblumenöl ein Volumen von 1,1 ml. 0,4 g Sonnenblumenöl haben also ein Volumen von 0,44 ml.
Das heißt einer Portion von 10 ml Royal Canin-Pulver mit 20 ml Wasser müssen 0,44 ml Sonnenblumenöl zugesetzt werden, um den Fettgehalt von Rattenmilch zu erhalten.
Selbstverständlich kann auch jede andere Art von Fett verwendet werden, ich habe nur auf die Berechnung auf Basis von Sonnenblumenöl zurück gegriffen, da ich dort eine Dichteangabe gefunden habe. Andere Öle sollten aber eine ähnliche Dichte aufweisen.
Basis Carnilac
Eine weitere, qualitativ sehr hochwertige Ersatzmilch ist Carnilac. Carnilac hat einen erhöhten Gehalt an Eiweiß mit natürlichem Verhältnis der Eiweißfraktionen zueinander. Außerdem hat es einen variablen Fettanteil, der alle lebenswichtigen essentiellen Fettsäuren liefert. Sie selbst bestimmen über die Zugabe von Pflanzenölen (Sonnenblumen-, Mais-, Weiizenkeim- oder Sojaöl aus Ihrer Küche) den Gesamtfettgehalt entsprechend der Entwicklung. Damit ist es erstmalig möglich, eine den tatsächlichen Bedürfnissen der jeweiligen Tierart wirklich angepasste Milch zur Aufzucht zu haben und auch die Körperentwicklung der Welpen, so wie die Natur es vorsieht, zu optimieren. Mit der Zugabe von Pflanzenölen (Sonnenblumen-, Mais-, Weizenkeim- oder Sojaöl aus Ihrer Küche) geben Sie die restlichen Fettsäuren als ungehärtete Pflanzenöle zu und schützen Ihre Welpen vor den bei der Fetthärtung entstehenden extrem schädlichen Transfettsäuren und bestimmen zudem selbst die ideale Futtermenge.
Die Mengen bei Carnilac errechnen sich wie folgt:
Mischungskreuz
Fettgehalt Carnilac Pulver: 11,5% | 53 Teile Carnilac Pulver | |
Zielfettgehalt 47% | ||
Fettgehalt Sonnenblumenöl 100% | 35,5 Teile Sonnenblumenöl |
1 Meßlöffel Pulver entspricht 1,5 g bzw. 3 ml. Das entspricht 53 Teilen. D.h. 1 Teil entspricht 0,03 g. Also entsprechen 35,5 Teile Fett/Öl ~1 g. Die Dichte von Sonneblumenöl beträgt 0,92 kg/l bei 15 °C, d.h. 1 Liter Sonneblumenöl wiegt 920 g. Dann hat 1 g Sonnenblumenöl ein Volumen von 1,1 ml (s.o.).
Laut Packungsangabe kommen auf 8 g Pulver 40 ml Wasser. 1 g Pulver entspricht dann einem Volumen von 2 ml, hinzu kommen 0,7 ml Öl und 5 ml Wasser.
Analog:
10 g Pulver entspricht 20 ml + 7 ml Öl + 50 ml Wasser
Taurin in der Aufzuchtmilch
Während Katzen Taurin nicht selbst bilden können, sondern es mit der Nahrung aufnehmen müssen, können Ratten diese Aminosulfonsäure selbst bilden. Zum Thema Taurin hört man immer wieder, dass es sogar schädlich für Ratten sei. Tatsächlich liegt die letale Dosis (LD 50, d.h. 50% der Versuchstiere streben) für Ratten bei 5.000 mg/kg Körpergewicht der Ratte. Für ein 8 g schweres Rattenbaby liegt die entsprechende Dosis bei 40 mg. Je ml Carnilac-Fertignahrung (Zubereitung siehe oben) werden ~ 0,13 g Pulver benötigt. Diese 0,13 g Pulver enthalten 0,65 mg Taurin. Ein Rattenbaby in dem Alter nimmt pro Fütterung ca. 1-2 ml zu sich, damit bleibt die verabreichte Taurinmenge pro Fütterung weit unter der letalen Dosis. Zu beachten ist auch, dass zusätzliches Taurin durch die Niere über den Harn ausgeschieden wird.