Ratte Heidi Klum, Russian Silver Variberk Fuzz

Fuzz(y) und Charles River Hairless - die Fellvarianten der Ratte

Ahearn et al. (2002((K. Ahearn G. Akkouris P. R. Berry R. R. Chrissluis I. M. Crooks A. K. Dull S. Grable J. Jeruzal J. Lanza C. Lavoie (2002), The Charles River “Hairless” Rat Mutation Maps to Chromosome 1: Allelic With Fuzzy and a Likely Orthologue of Mouse Frizzy, Journal of Heredity, Volume 93, Issue 3, 1 May 2002, Pages 210–213))) berichten, dass es mehr als ein Dutzend Mutationen bei Ratten gibt, die Hypotrichose (Haarlosgkeit und mangelnder Haarwuchs) auslösen (Ferguson et al. 1979((Ferguson FG, Irving GW III, and Stedham MA, 1979. Three variations of hairlessness associated with albinism in the laboratory rat. Lab Anim Sci 29:459–465.)); Hanada et al. 1988((Hanada K, Chiyoya S, and Suzuki K, 1988. Study of the skin of a new hairless rat mutant. J Dermatol Surg Oncol 15:257–262.)); Hedrich 1990((Hedrich HJ, 1990. Mutant genes and polymorphic loci of the laboratory rat. In: Genetic monitoring of inbred strains of rats (Hedrich HJ, ed). New York: Gustav Fischer Verlag; 289–409.)); Moemeka et al. 1998((Moemeka AN, Hildebrandt AL, Radaskiewicz P, and King TR, 1998. Shorn (shn): a new mutation causing hypotrichosis in the Norway rat. J Hered 89:257–260.)); Robinson 1979((Robinson R, 1979. Taxonomy and genetics. In: The laboratory rat (Baker HJ, Lindsey JR, and Weisbroth SH, eds). New York: Academic Press; 37–54.))). Molekulare Defekte wurden bei den Rowett und New Zealand Nude Mutationen nachgewiesen, die einen Defekt des Winged-Helix-Proteins (whn) auslösen (Nehls et al. 1994((Nehls M, Pfeifer D, Schorpp M, Hedrich H, and Boehm T, 1994. New member of the winged-helix protein family disrupted in mouse and rat nude mutations. Nature 372:103–107.))). Viele weitere andere Hypotrichose auslösende Mutationen wurden genetisch gemappt (z.B. Greaves and Ayres 1985((Greaves JH and Ayers PB, 1985. Fuzzy: a genetic marker for warfarin resistance in the Norway rat. Lab Anim 19:145–147.)); Hall et al. 2000((Hall EH, Lathrop JA, Medina B, Mutcherson RJ II, and King TR, 2000. The hypotrichosis-generating shorn (shn) mutation maps to distal chromosome 7 in the Norway rat. J Hered 91:345–347))) oder histologisch beschrieben (z.B. Ferguson et al. 1979((Ferguson FG, Irving GW III, and Stedham MA, 1979. Three variations of hairlessness associated with albinism in the laboratory rat. Lab Anim Sci 29:459–465.)); Hanada et al. 1988((Hanada K, Chiyoya S, and Suzuki K, 1988. Study of the skin of a new hairless rat mutant. J Dermatol Surg Oncol 15:257–262.)); Palm and Ferguson 1976((Palm J and Ferguson FG, 1976. Fuzzy, a hypotrichotic mutant in linkage group 1 of the Norway rat. J Hered 67:284–288.))), aber für die moisten gibt es keine genetischen oder histologischen Daten. Wahrscheinlich sind bereits einige der benannten Hypotrichose-Mutationen der Ratte ausgestorben.

Palm und Ferguson (1976((Palm, J. & Ferguson, F.G. (1976), Fuzzy, a hypotrichotic mutant in the linkage group I of the Norway rat, The Journal of Heredity 67:284-288))) zufolge traten die ersten Fuzzy Ratten in einem Zwölfer-Wurf von Wistar Furth Ratten an der Tulane University auf. Die Eltern, die Geschwister waren, stammen ursprünglich von Microbiological Research Associates, Inc.

Homozygote Fuzzy-Ratten haben gewellte oder gedrehte Vibrissen und können bereits von Geburt an von phänotypisch normalen Ratten unterschieden werden. Das Fell ist zunächst sehr spärlich und besteht aus kurzen, gebrochenen Haaren. Diese können über einen oder zwei Haarwechsel bestehen können, aber im Alter von 2 Monaten sind fast alle Fuzz-Ratten nur noch einen sehr spärlichen Haarflaum und haben fast keine Haare mehr. Im Alter von 6 Monaten sind die Ratten dann naherzu haarlos und haben nur noch einen samtig erscheinenden Haarflaum (Palm und Ferguson, 1976((Palm, J. & Ferguson, F.G. (1976), Fuzzy, a hypotrichotic mutant in the linkage group I of the Norway rat, The Journal of Heredity 67:284-288))).

Fuzzy Ratten haben weniger, kleinere und schwach entwickelte Haarfolikel. Das Lumen der Folikel ist oft vergrößert und vollständig mit Keratin gefüllt. Diese Ansammlungen von Keratin bilden Zysten in der Haut. Das Stratum Corneum (oberste Epidermisschicht) ist bei Fuzzy Ratten etwas docker als bei normalen Ratten ((Palm, J. & Ferguson, F.G. (1976), Fuzzy, a hypotrichotic mutant in the linkage group I of the Norway rat, The Journal of Heredity 67:284-288)) ((Ferguson FG, Irving GW III, and Stedham MA, 1979. Three variations of hairlessness associated with albinism in the laboratory rat. Lab Anim Sci 29:459–465.)) (( Marit GB , Young SM , Hadick CL (1995), Anatomic and physiologic characterization of the WF/PmWp-"fz" (fuzzy) rat. Laboratory Animal Science, 01 Apr 1995, 45(2):184-190)). Die Haarschäfte sind bei Fuzzy-Ratten kleiner und besitzen keinen Markkanal (Medulla). Die Hornschicht (Corneum) ist etwas dicker und lockerer aufgebaut als bei normalen Ratten. Die Talgdrüsen stehen mehr hervor.

Marit et al (1995)(( Marit GB , Young SM , Hadick CL (1995), Anatomic and physiologic characterization of the WF/PmWp-"fz" (fuzzy) rat. Laboratory Animal Science, 01 Apr 1995, 45(2):184-190)) zählen einige Probleme auf, die mit der Fuzzy-Mutation in Verbindung stehen. In wie fern diese Probleme auch Fuzzy-Liebhaberzucht betreffen, ist nicht bekannt.

  • Nierenversagen: Fuzzy Ratten sind von chronischer, fortschreitender Nephrose oder Nephropathie betroffen, die ihre Lebenserwartung auf 16,6 Monate bei männlichen und 20,4 Monaten bei männlichen Tieren verkürzte.
  • Tumore: Die Tumorrate bei Fuzzy-Ratten war ähnlich hoch wie bei Standardratten, allerdings traten die Tumore früher auf als bei Non-Fuzzy-Ratten.
  • Nebenniere: Es traten zystische Degenerationen in der Nebenniere auf, wobei Weibchen stärker betroffen waren als Männlchen. Während diese Degenerationen bei jungen Ratten noch schwach ausgeprägt sind, waren im hohen Alter alle Weibchen von mittleren bis schweren Läsionen betroffen und 35% der Männchen von schwachen bis mittleren.
  • Cardiomyopathie
  • Atrophie der Retina
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Oben: Zwei 15-Tage alte Fuzzy-Ratten, Unten: Junges erwachsenes Männchen (Palm & Ferguson 1976)

Der Standard der haarlosen Ratte

Fuzzy wurde bisher weder von der American Fancy Rat and Mouse Asscoiation noch von der National Fancy Rat Society standardisiert explizit in einem Standard benannt. Die AFRMA verfügt allerdings über einen allgemeinen Standard für haarlose Ratten. Die Haut sollte dünn, hell und durchscheinend sein und so haarlos wie möglich. Die Haut kann jede beliebige Farbe oder Zeichnung haben, Falten sollten nicht abgewertet werden. Die Augen können ebenfalls beliebige Farbe haben. Die Ohren sollten sehr groß und faltenfri sein. Die Vibrissen können laut AFRMA-Standard kurz sein oder fehlen und sind gewöhnlich gewellt (Achtung: Qualzuchtverbot in Deutschland).

Genetik der Fuzzy Ratte

Bei der Fuzzy-Mutation handelt es sich um einen einfach rezessiven Erbgang, das heißt das Fuzzy-Allel ist rezessiv gegenüber der Wildform für Standardhaar. Die Mutation wurde auf dem Chromosom 1 (nahe The CR r D1Arb29, Myl2, D1Rat219, −287, und −438) lokalisiert und befindet sich in zusammen mit dem C-Lokus (Coloration-Lokus) in der Linkage-Gruppe 1 mit einem Rekombinationsprozentsatz von 18% (Ferguson et al., 1979((Ferguson FG, Irving GW III, and Stedham MA, 1979. Three variations of hairlessness associated with albinism in the laboratory rat. Lab Anim Sci 29:459–465.))) Das genaue Gen, das durch die Fuzzy-Mutation betroffen ist, ist bisher nicht bekannt, in der Region, in der die Mutation auf dem Chromosom 1 lokalisiert wurde, gibt es aber einige potentielle Genkandidaten. Eines der Gene, die von der der Fuzzy-Mutation betroffen sein könnten, ist das Gen Fibroblast-Growth-Facor-Receptor-2 (Fgfr2), dass in den Haarfolikeln ausgeprägt wirde (Ahearn et al. 2002((Ahearn K1, Akkouris G, Berry PR, Chrissluis RR, Crooks IM, Dull AK, Grable S, Jeruzal J, Lanza J, Lavoie C, Maloney RA, Pitruzzello M, Sharma R, Stoklasek TA, Tweeddale J, King TR. (2002), The Charles River "hairless" rat mutation maps to chromosome 1: allelic with fuzzy and a likely orthologue of mouse frizzy. J Hered. 2002 May-Jun;93(3):210-3.))).

Charles River Hairless

Bei Charles River Hairless handelt es sich um ein weiteres Allel, das auf dem Fuzzy.-Lokus liegen kann. Bei den Tieren kommt es zu einer abnormalen Kreatinisierung des Haarschafts und es bildet sich eine dicke Schicht von abgestorbenen Hautzellen auf der Haut. Diese dicke Schicht verhindert, dass die nur wenig keratinisierten Haare die Hautoberfläche durchbrechen können. Die Haarfolikel degenerieren innerhalb weniger Tage. Im Alter von 12 Tagen haben die Tiere fast nur noch degenerierte Folikel und abgebrochene Haare.
Fuzzy und Charles River Hairless sind ortholog zur fizzy-Mutation (fr) bei Mäusen.

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Hybride aus Charles River Hairless und Fuzzy (Ahearn et al. 2002)