Dieser Beitrag hat einmal nichts mit Ratten, sondern mit ganz anderen Tieren zu tun: Spinnen.
Spinnen und Ratten haben eine traurige Gemeinsamkeit: sie sind beide für einige Menschen absolute Ekeltiere. Dabei gibt es zumindest in unseren Breiten absolut keinen Grund, Angst vor Spinnen zu haben. Jetzt im Herbst suchen viele von ihnen ein warmes Plätzchen zum Überwintern und kommen in unsere Häuser, wo sie leider oft nicht erwünscht sind und zu oft Opfer menschlicher Angst werden.
Ich kann absolut verstehen, wie es ist, Panik vor Spinnen zu haben. Jeder Mensch, der unter Arachnophobie leidet, hat man vollstes Verständnis. Ich selbst habe einen großen Teil meines Lebens unter extremer Arachnophobie gelitten. Der Anblick einer Spinne löst bei mir nicht nur Ekel, sondern krankhafte Panikattacken mit Todesangst aus. Oft war ich vor Angst fast bewegungsunfähig. Einen Raum, in dem ich eine Spinne gesehen hatte, habe ich erst wieder betreten, wenn eine Vertrauensperson mir glaubhaft versichern konnte, dass die darin befindliche Spinne beseitigt worden war. Selbst dann habe ich noch lange nach der Spinnensichtung immer wieder Panikattacken in diesem Raum bekommen und teilweise sogar Spinnen halluziniert. Es war wirklich extrem.
Gleichzeitig war mir immer bewusst, dass meine Angst absolut unbegründet war. Rational fand ich Spinnen sogar sehr interessant und nützlich, dennoch löste allein der Gedanke daran, dass sich in einem Raum z.B. im Keller eine Spinne befinden könnte, Panik und Vermeidungsverhalten aus. Mich hat dieser Zustand genervt. Nicht nur wegen der Einschränkung, die damit verbunden war, sondern vor allem auch, weil es dafür eben keine rationale Erklärung gab. So beschloss ich, etwas gegen meine Arachnophobie zu tun. In meinem Studium der Psychologie hatte ich genug gelernt über die Behandlung von spezifischen Phobien und machte mich zu meinem eigenen Klienten. Ich führte eine stufenweise Exposition durch. Zunächst schaute ich mir Bilder von kleinen Spinnen an, später durften die Spinnen auf den Bildern dann immer größer und für mich angsteinflößender werden. Immer wartete ich ab, bis meine Angst nachließ, bevor ich das Bild weglegte. Ich besuchte Zooläden, in denen Spinnen angeboten wurden, und stand lange vor deren Terrarien. Ich las alles an Informationen, was ich zu Spinnen finden konnte. Da meine Angst im Haus deutlich stärker war als draußen, schaute ich mir zunächst Spinnen im Garten an. Seltsamer Weise haben mich Kreuzspinnen immer am wenigsten erschreckt, was ein guter Ansatzpunkt war. Meine Angst ließ immer mehr nach. Schließlich konnte ich zumindest kleinere Spinnen in meiner Wohnung dulden bzw. mit Hilfe eines Glases nach draußen befördern. Bei großen Spinnen war ich immer noch auf die Hilfe anderer angewiesen, aber zumindest verfiel ich bei ihrem Anblick nicht mehr in Todesangst und Starre. Der nächste Schritt war, mir eine Spinnen anzuschaffen, die ich in einem Terrarium hielt. Die erste war eine kleine Springspinne, die ausgewachsen nur einige wenige Zentimeter groß war. Dieses kleine Tierchen hat es tatsächlich geschafft, mich in der Bewältigung meiner Angst vor Spinnen ein ganzes Stück weiter zu bringen. Der nächste Schritt war dann die Anschaffung einer Brachypelma Albopilosum - einer echten "Vogelspinne". Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich inzwischen keinerleit Panik mehr bekomme, wenn ich eine Spinne sehe, und die Tiere sogar ganz offen in meiner Wohnung dulden kann. Meine Arachnophobie ist vollständig geheilt.
Mit diesem Text möchte ich Menschen dazu anregen, sich ihrer Angst vor Spinnen zu stellen. Man kann diese Angst und den Ekel überwinden und es gibt keinerlei Gründe dafür, Spinnen nicht in seiner Wohnung zu dulden. Sie beseitigen zum einen lästige Insekten wie Fliegen und Mücken und machen anderen nichts kaputt. Die Anwesenheit von Spinnen in einer Wohnung hat nur vorteile, keine Nachteile.
Bitte gewährt unseren heimischen Spinnen ein warmes, sicheres Plätzchen für den Winter!
Abbildung: Peacock Spider, Jean and Fred, Bestimmte Rechte vorbehalten