Müssen männliche Ratten kastriert werden? Was ist bei einer Kastration zu beachten?

Kathrin Guttmann

Ich würde keine männliche Ratte ohne Grund kastrieren lassen. Eine Kastration kann total unkompliziert verlaufen, aber die Komplikationen, die man bei einer Kastration in Kauf nimmt, können auch sehr schwer sein. Anders als bei einem Hund oder einer Katze kann man einer Ratte nur extrem schwer einen Halskragen umlegen. Der Kragen muss extrem eng eingestellt sein und wenn man Pech hat, staut sich die Lymphflüssigkeit. Wir hatten einen Fall, in dem einem Jungen mit einem Halskragen nach einer OP der Kopf um das 1,5fache angeschwollen war. Nachdem wir den Kragen entfernt hatten, hat sich die aufgestaute Flüssigkeit schnell wieder verteilt, aber wenn man zu spät eingreift, kann das unschön enden. Darüber hinaus sind Ratten mit einem Halskragen so gut wie gar nicht mehr in der Lage, selbstständig zu fressen und müssen mit einer Spritze ernährt werden. Das Überziehen von Socken, wie es teilweise bei Wunden empfohlen wird, oder die Verwendung von selbstklebenden Verbänden ist an einer Kastrationsnarbe auch nicht möglich. Durch das Lecken an der Wunde können sich die Kastrationswunden selbst unter Antibioktikagabe und Haltung auf Inkontinenzunterlagen entzünden. Hinzu kommt, dass das Risiko hoch ist, dass Ratten sich selbst die Fäden ziehen - und selbst Klammern bekommen einige geschickte Tiere gezogen. In dem Fall kann die Wunde nicht einfach wieder vernäht werden, sondern muss aufgefrischt und dann erneut genäht werden. Wir hatten einen Junge, der zweimal nachoperiert werden musste. Als die Wunde sich auch dann nicht schließen wollte, mussten wir ihn leider einschläfern lassen, weil nicht mehr genug Gewebe für eine weitere Operation vorhanden war. Aus dem Grund würde ich immer dazu raten, eine Kastration zu vermeiden, wenn es irgendwie möglich ist.