Ich halte es für unseriös zu behaupten, seine Tiere würden garantiert keine Tumore bekommen, da es unmöglich ist, das mit Sicherheit auszuschließen. Es gibt tatsächlich Labor-Linien von Ratten, die eine im Vergleich zu anderen Linien eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, bestimmte Tumore zu entwickeln (Szpirer C (2010), Cancer research in rat models. Methods Mol Biol. 2010;597:445-58.) Hierbei handelt es sich aber um reine Laborlinien, die mit immensem Aufwand und mit sehr großen Tierbeständen entwickelt wurden. Zudem können auch Tiere aus derartigen Linien Tumore entwickelt - sie tun es nur mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit. Garantiert Tumore freie Bestände gibt es nicht und gäbe es sie, wäre das ein großes Durchbruch in der Krebs-Forschung, denn darauf könnte man sicherlich vieles Lernen, was die Prävention von Krebs beim Menschen angeht. Es ist davon auszugehen, dass Krebs bei Ratten zu den normalen Alterserscheinungen gehört. Bei vielen Krebsarten ist zudem noch nicht geklärt, in wie fern eine erbliche Komponente eine Rolle spielt bzw. wie eine derartige Komponente aussieht. Bei einigen Krebsarten wie zum Beispiel den endokrinen Neoplasien weiß man, dass sie tatsächlich monogenetisch vererbt werden, also durch ein einziges Gen beeinflusst werden. Bei vielen anderen Krebsarten wie zum Beispiel Brustkrebs geht man von polygenetischen Einflüssen aus, d.h. mehrere Gene spielen hier eine Rolle (Szpirer C (2010), Cancer research in rat models. Methods Mol Biol. 2010;597:445-58.). Während eine monogenetische Tumordeposition noch relativ leicht durch Selektion beeinflusst werden könnten, ist dies bei polygenetischen Fällen extrem schwierig. Für einen Liebhaberzüchter, der mit relativ kleinen Rattenbeständen arbeitet und nicht über die technischen Möglichkeiten und die Ressourcen eines Labors verfügt, ist es meiner Meinung nach unmöglich, dies zu leisten. Was ein Züchter tun sollte ist, dass er bei relativ jung erkrankten Tieren eine Biospie oder im Todesfall eine Pathologie durchführen lässt und sich von kompetenter Seite (z.B. der tierärztlichen Hochschule Hannover) einer Einschätzung über eine eventuelle Erblichkeit der vorliegenden Tumorart geben lässt.