Ratte Rosalea, Burmese Harley

Burmese und Wheaten Burmese

Der Standard der Burmese Ratte

Burmese kann theoretisch als Shade (Schattierung) auf jeder Farbe vorkommen, wobei es auf dunklen Farben am schönsten zur Geltung kommt. Standardisiert ist allerdings nur Burmese auf schwarzen oder agoutifarbenen Tieren.

Die NFRS und AFRMA verlangen bei einer Burmese ein gleichmäßiges, kräftiges Mittelbraun ohne Silvering oder Flecken, mit dunkleren Points derselben Farbe. Es soll ein kräftiger Kontrast zwischen den Points und der Körperfarbe bestehen. Die Augen sind schwarz.

Im Deutschen Standard der Farbratte wird ein sattes, tiefes Braun als Grundfarbe gefordert. Auslaufend zu Kopf- und Schwanzansatz und an den Füßen geht die Farbe in ein dunkleres Braun über (ab Ende der Hüfte, im Gesichtsbereich, in der Mitte zwischen Stirn und Ihren, ab den Füßen ab Ende des Fußgelenks). Fehlende Points gelten als fehlerhaft.

Im Standard der NFRS wird eine Wheaten Burmese beschrieben als sandfarben mit deutlich dunkleren Points, das Unterfell kann Hellgrau sein. Der Bauch sollte ein helles Silbergrau haben, die Augen sind schwarz.

Die AFRMA führt seit 2008 Wheaten Burmese unter dem Namen Agouti Burmese als unstandardisierte Variante. Die Körperfarbe sollte ein nicht zu dunkles oder zu rotes warmes Braun sind, das Cinnamon ähnelt, mit einem hellen Graubraun an der Basis der Haare. Das Fell sollte gleichmäßig getickt sein mit mittelbraunem Deckhaar. Der Bauch sollte ein helles Silbergrau haben. Die Points sollten deutlich dunkler sein als die Körperfarbe.

Russian Blue Burmese werden von der AFRMA als nicht anerkannte Farbe-Shade-Kombination geführt. Die FArbe sollte ein warmes Mittelgrau mit blauen Nuancen sein ohne Silvering oder Flecken mit deutlich sichtbaren dunkleren Points der selben Farbe. Eine leichte Sprenkelung und ein geticktes Aussehen (Heathering) ist sehr verbreitet und kein Fehler.

Russian Blue Burmese Agouti sollen der AFRMA zu Folge eine helle Sandfarbe mit blauem Ticking habe, die Poinst sollen deutlich dunkler sein als die Körperfarbe. Das Unterfell soll hell Blau-Grau sein. Die Bauch soll von blassem Silbrig-Grau sein. Die Augen sind schwarz.

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Russian Blue Burmese Harley

Die Genetik der Burmese Ratte

Burmesen haben zu Beginn ihrer Zuchtgeschichte den Züchtern große Rätsel aufgegeben was die Vererbung dieses Shades angeht. Ich möchte die Geschichte der Entwicklung der Burmese Ratte hier darstellen, um einmal zu zeigen, dass es nicht immer ganz einfach ist festzustellen, wie sich bestimmte Merkmale vererben.

Die Ausgangstiere der Burmese haben ihren Ursprung in einer Laborlinie der Edingburgh Universität Schottland, die aus Albinos und Ratten, die als „rötliche Cinnamon“ Hooded beschrieben wurden, bestand. Aus dieser Linie gingen zwei Tier an einen Züchter: The Milkman, der eine Black Eyed White sein sollte, und Crystal, eine der rötlichen Cinnamon Hoodeds.

Verschiedene Verpaarungen und Rückverpaarungen ergaben folgende Farben (die nicht mit aktuell gebräuchlichen Bezeichnungen übereinstimmen):

„milky-tea taupe“ (wörtlich übersetzt: "Tee mit Milch Maulwurf-Farben") oder „stone“ (da es so aussah wie Stone bei Mäusen)

und

Black Eyed Cream” oder “Black Eyed Champagne“ (Creme/Champagne mit dunklen Augen)

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Maulwurf, Französisch "Taupe" (Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link)
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Burmese Harley

Die c(e)-Theorie

Die B.E. Champagne entwickelten im Fellwechsel Points, die allerdings später verblassten. Damals nahm man an, dass Burmese über den C-Locus vererbt wird und das Allel c(e) dafür verantwortlich ist Man ging von folgenden Genotypen aus, die der Vererbung von Stone (UK, bei der AFRMA mit Reverse Siamese bezeichnet) bei Mäusen entsprechen:

  • c(e)c(e)
  • Taupe/Stone
  • c(e)c
  • für Black Eyed Cream bzw. Elfenbein bei Mäusen (nach AFRMA)
  • c(e)c(h)
  • Color Point Beige

Im Oktober 1998 gelangte ein Trio von Black Eyed Creams zu einem Züchter in London. Die drei Ratten waren wahrscheinlich F2-Tiere aus Black Eyed Cream F1-Tieren mit „The Milkman“ als Vater. Zu der Zeit wurden viele Testverpaarungen mit den Tieren gemacht, um festzustellen, welche Genetik sich hinter dem Shade verbirgt. Nach einiger Zeit stellte man fest, dass die Stone-Tiere ein leichtes Ticking (Cremeweiss auf Beige) zeigten, was bezüglich des Genotyps zu der Annahme führte, dass Black Eyed Creme und Black Eyed Himalaya Non-Agouti (aa) basiert sind, während Stone Agouti basiert sein sollte (A-). Allerdings gelang es in keiner Testverpaarung, mit B.E. Cream x Siamese oder Stone x Pink Eyed White reine Agoutis zu züchten.

Im Jahr 2000 erfolgte eine Umbenennung der Farbbezeichnugen:

Stone/Taupe wurde zu Biscuit

Black Eyed Cream wurde zu Milk

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Burmesen von den Rendevous Rats

Die e-Theorie

Zeitweise wurde angenommen, dass ein anderer Genort als der C-Locus für die neue Variante verantwortlich ist. Bei Mäusen gibt es den Extension-Locus, auf dem das gegenüber der Wildform rezessive e-Allel (recessive yellow) dafür sorgt, dass schwarzes Pigment reduziert wird und einfarbig gelbes Haar entsteht. Allerdings konnte die Option der Vererbung von Biscuit (vormals Stone/Taupe) und Milk (vormals Black Eyed Cream) über einen e-Locus durch Testverpaarungen relativ zügig ausgeschlossen werden.

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Burmese Harley

Die c(e)-c(b)-Theorie

2001 tauchten die ersten Sable Burmese auf, die dunkler und grauer waren als die „Biscuit“ Tiere und schwarze Points besaßen. Inzwischen hatte man sich von der Vorstellung gelöst, dass die Vererbung des neuen Shades allein über ein c(e)-Allel auf dem C-Locus läuft, und ging von einer Vererbung analog zum Burmese bei Katzen aus. Man nahm jetzt folgende Genotypen an:

  • c(b)c(h)
  • Taupe/Stone/Biscuit
  • c(e)
  • Ivory (vorher Black Eyed Cream bzw. Milk)
  • c(b)c(h)
  • Sable Burmese
  • unbekannt
  • Dark Eyed dark Cream

Doch auch mit diesen Annahmen konnten die Ergebnisse von Testverpaarungen nicht erklärt werden.

Burmese Variegated Farbratte
Burmese Variegated (entspricht nicht dem Standard)

Die c(b)-Theorie

2005 wurde dann folgende Genetik vorgeschlagen:

  • aa c(b)c(b)
  • Sable Burmese
  • aa c(b)c(h) oder aa c(b)c
  • Burmese
  • A- c(b)c(b)
  • Wheaten Sable Burmese
  • A- c(b)c(h) oder A- c(b)c
  • Wheaten Burmese

Doch auch diese Annahme wurde durch Testverpaarungen wiederlegt.

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Vergleich: Oben Siamese, unten Burmese, Quelle: Rendevous Rats

Die Bu-Theorie

Heute geht man zumindest in Deutschland davon aus, dass es einen separaten Genort gibt, auf dem Burmese kodiert ist und der die Ausprägung der Allele auf dem C-Locus beeinflusst. Das Burmese Allel ist dabei dominant gegenüber dem Non-Burmese Allel bzw. dem Allel der Wildform. Zum Sichtbarwerden des Effekts des Burmese-Allels darf das entsprechende Tier kein Wildform-Allel auf einem C-Locus tragen, d.h. es darf nicht über den Genotyp C- verfügen. Es ergeben sich folgende Genotypen:

  • aa c(h)c(h) BuBu oder aa c(h)c BuBu
  • Sable Burmese mit Points
  • aa cc BuBu
  • Sable Burmese ohne Points
  • aa c(h)c(h) Bubu oder aa c(h)c Bubu
  • Burmese mit Points
  • aa cc Bubu
  • Burmese ohne Points

Die Vererbung von Wheaten Burmese verläuft analog mit A- statt aa auf dem Agouti-Locus.

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Burmese Jungtier, Quelle: Rattery of the Walking Rats

Die Be(bu)-Theorie

Einige Züchter führen an, dass bei einem Burmesen auch auf jeden Fall ein Black Eyed Allel vorhanden sein muss. Dieses Allel ist dominant gegenüber dem Non-black-Eyed-Allel, wird aber nur bei Albino, Himalaya, Siam oder Devil sichtbar, also bei Tieren, die aufgrund eines C-Locus-Allels rote Augen haben müssten. Bei diesen Tieren sorgt das Black Eyed Allel dafür, dass die Augen schwarz werden. Eine weitere Theorie besagt, dass Burmese durch ein drittes Black Eyed Allel Be(bu) (neben dem Black Eyed Allel Be und dem Non-Black-Eyed-Allel be) hervorgerufen wird.

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Wheaton Burmese (Quelle: Rattery of the Walking Rats)

Die c(e)-c(i)-Theorie

Um die ganze Sache noch komplizierter zu machen, wurde auch vorgeschlagen, neben den bereits oben dargestellten Allel c(e) ein weiteres C-Locus-Allel anzunehmen, das c(i). Damit könnten auf dem C-Locus folgende Allele liegen:

  • C
  • Wildform
  • c(e)
  • extreme Dilute
  • c(h)
  • Himalaya
  • c(i)
  • intense Dilute

Daraus würden sich folgende Kombinationen ergeben:

  • CC
  • Wildform (Black bzw. Agouti)
  • c(e)c(e)
  • Sable Burmese
  • c(e)c(h)
  • Burmese
  • c(e)c(i)
  • Burmese (zu hell)
  • c(h)c(i)
  • Black Eyed Siamese
  • c(i)c(i)
  • Black Eyed Himalaya
  • c(e)c
  • Burmese (extreme hell) bzw. Dark Cream in NFRS
  • c(i)c
  • Ivory

Aktuelle Sichtweise in Deutschland

Momentan geht man in Deutschland von der Theorie aus, dass zwei Genorte beteiligt sind und dass das Burmese-Allel dominant bzw. intermediär ist zur Wildform. Darüber hinaus zeigt sich Burmese nur, wenn kein Non-Albino-Allel C vorhanden ist, also nur auf cc, cc(h) sowie c(h)c(h). Bei den Genotypen Cc oder CC wird Burmese phänotypisch nicht ausgeprägt und bleibt "unsichtbar".

  • Bubu c(h)c(h)
  • Burmese in einem normalen Braunton, ausgeprägte Point
  • BuBu c(h)c(h)
  • Sable Burmese, dunkles braun, stark ausgeprägte Points
  • Bubu c(h)c
  • Pale Burmese, heller als normal, schwächere Points
  • BuBu c(h)c
  • Pale Sabel Burmese
  • Bubu cc
  • Burmese ohne Points (in GB auch Biscuit Cream genannt)
  • BuBu cc
  • Sable Burmese ohne Points

Alle Angaben oben beziehen sich auf den Genotyp aa, also Tiere, die reinerbig für Non-Agouti (Black) sind. Tiere mit mindestens einem Agouti-Allel (also Aa oder AA) prägen den entsprechenden Wheaten-Burmese-Phänotyp aus.

Abschließend bleibt zu bemerken, dass sich die Fachwelt momentan noch nicht ganz einig über die Vererbung von Burmese ist. Die National Fancy Rat and Mouse Association schreibt daher auch, dass der genetische Hintergrund zu Burmese noch nicht belegt ist und derzeit noch untersucht wird. Ich empfehle, bei eigenen Verpaarungen einmal verschiedene Erklärungsvarianten durchzuspielen, denn manchmal passen verschiedene Erklärungen zu ein und demselben Wurf.