Haupterreger bei Farbratten
Atemwegserkrankungen bei Farbratten gehören zu den verbreitetsten Erkrankungen, mit denen sich Farbrattenhalter konfrontiert sehen(( National Research Council (US) Committee on Infectious Diseases of Mice and Rats. Infectious Diseases of Mice and Rats. Washington (DC): National Academies Press (US); 1991. 6, Respiratory System. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK235137/)). Bei Farbratten ist der Erreger Mycoplasma pulmonis (Mykoplasmen) der am häufigsten auftretende. Information zu diesem Erreger finden Sie im Artikel Mycoplasmen und Mycoplasmose bei Ratten. Neben M. pulmonis gehören auch Streptococcus pneumoniae und Corynebacterium kutscheri zu den bedeutenden Pathogenen der Atemwege bei Farbratten.
Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Tierarzt Ihres Vertrauens! Farbratten-Zucht Karni Mata und Autoren übernehmen keine Haftung für Unannehmlichkeiten oder Schäden, die sich aus der Anwendung der hier dargestellten Information ergeben.
Sekundärinfektionen
Zu einer sogenannten Primärinfektion (fast immer mit M. pulmonis) können neben Infektionen den weiteren Haupterregern (S. pneumoniae und C. kutscheri) häufig noch Sekundärinfektionen mit weniger bedeutenden Keimen hinzu kommen . Hier sind vor allem das CAR (cilia-associated respiratory) Bakterium sowie Bakterien der Gattung Haemophilus zu nennen. Desweiteren spielen die Viren Sendai Virus (ein Parainfluenza-Virus) und PVM (Pneumonia Virus of Mice, ein Paramyxavirus) sowie Pilze der Gattung Pneumocystis (vormals als Rat Respiratory Virus bezeichnet) eine Rolle. Coronaviren der Ratte (sialodacryoadenitis Virus, SDAV und Parker’s rat coronavirus, RCV) rufen vor allem Symptome hervor, die sich auf die Augen, Ohren, Nase und Hals beschränken((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)).
Pasteurella pneumotropica kann M. pulmonis und Sendai Virus Infektionen verkomplizieren und Konjuktivitis (Bindhautentzündung) Otitis (Ohrentzündungen) Abszesse und Infektionen der Reproduktionsorgange auslösen, vor allem bei immunsuprimierten Tieren((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)).
Unumstrittten wichtige Atemwegs-Pathogene |
Mycoplasma pulmonis |
Sendai virus |
CAR bacillus |
Streptococcus pneumoniae |
Corynebacterium kutscheri |
Erreger mit umstrittener Wichtigkeit oder Pathogenität im Bereich Atemwege |
Rat coronavirus |
Sialodacryoadenitis virus |
Pneumonia virus of mice |
Pneumocystis carinii |
Klebsiella pneumoniae |
Mycoplasma collis |
Erreger, die keine primären Atemwegspathogene sind |
Pasteurella pneumotropica |
Bordetella bronchiseptica |
Adenovirus |
Syndrome der Atemwegserkrankungen bei Farbratten
Diese Keime interagieren synergistisch als Kopathogene mit den Haupterregern (vor allem M. pulmonis) und lösen zwei Hauptsyndrome der Atemwegsinfektion bei Ratten aus: Die chronische Atemwegsinfektion (chronic respiratory disease, CRD) und die bakterielle Lungenentzündung ((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)).
Die chronische Atemwegsinfektion wird auch als Mykoplasmose bezeichnet, da M. pulmonis der Haupterreger bei dieser Erkrankung ist ((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)). Es handelt sich um eine langanhaltende Erkrankung, die trotz angemessener Behandlung fortbesteht((Chronic Respiratory Disease in Rats and Mice (Chronic Infection with Mycoplasma and Other Disease Agents) Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Small Mammal, Second Edition. Barbara L. Oglesbee. © 2011 John Wiley & Sons, Inc. Published 2011 by John Wiley & Sons, Inc.)). Sie ist nicht reversibel und schreitet langsam fort.
Eine bakterielle Lungenentzündung wird fast immer von Streptococcus pneumoniae ausgelöst, aber auch in diesem Fall können vor allem M. pulmonis sowie Sendai virus oder CAR Infektionen eine Rolle spielen. Corynebacterium kutscheri löst nur bei stark immunsupprimierten Tieren eine Lungenentzündung aus und ist selten bei Farbratten. Durch S. pneumoniae ausgelöste Lungenentzündungen können plötzlich auftreten und junge Ratten sind anfälliger als ältere ((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)).
Symptome von Atemwegserkrankungen bei Farbratten
Die klinische Anzeichen für eine Mykoplasmose sind sehr variabel und die ursprüngliche Infektion kann ohne jegliche Symptome geschehene. Sowohl die oberen als auch die unteren Atemwege sind betroffen.
Die oberen Atemwege umfassen Nase, Rachen und Luftröhre. Symptome einer Infektion der oberen Atemwege können Schnupfen, Niesen, Nasenausfluss, Prophyrineabsonderung ("rote Tränen"), Atemgeräusche, beschleunigte Atmung, Flanken- und Bauatmung umfassen. Bei einer Infektion des Innenohrs kann es zu Kopfschiefhaltung, im Kreis Laufen und Schiefhals kommen. Die unteren Atemwege umfassen die Bronchien, Bronchialen und Alveolen. Symptome einer Infektion der unteren Atemwege sind Gewichtsverlust bis hin zur Abmagerung, gekrümmte Haltung, gesträubtes Fell , sichtbare Probleme bei der Atmung und Flankenatmung. Es kann zu Läsionen in der Lunge kommen ((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)) ((Chronic Respiratory Disease in Rats and Mice (Chronic Infection with Mycoplasma and Other Disease Agents) Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Small Mammal, Second Edition. Barbara L. Oglesbee. © 2011 John Wiley & Sons, Inc. Published 2011 by John Wiley & Sons, Inc.))
Streptoccoccus pneumoniae kann Otitis media und interna (Mittelohr- und Innenohrentzündungen), Nebenhöhlenentzündungen, Lungenentzündung und Pleuralerguss auslösen.
Zusätzliche Diagnostik
Nasenabstrich | Im Falle eine Rhinitis |
Lidabstrich | Bei Konjunktivitis |
Lavage der Luftröhre 2ml/kg sterile Salzlösung | Bei Verdacht einer Lungenentzündung |
Röntgen oder CT von Brustkorb und Kopf | Um das Krankheitsausmaß festzustellen und eine Prognose geben zu können |
Kulturen und Sensitivitätstest | auf adäquate Aufbewahrung achten |
Serologische Tests (z.B. Mycoplasma pulmonis, Corynebacterium kutscheri, CAR bacillus, Streptococcus pneumoniae, Sendai virus, adenovirus, coronavirus,hantavirus) | In Laboreinrichtungen verfügbar, wird aber in der Regel nicht von Tierärzten angeboten (Kontakt über Charles River möglich) |
Pathologie | Läsionen korrlieren nicht unbedingt mit Krankheitsausmaß |
((Elisabetta Mancinelli, DVM, MRCVS, CertZooMed, COMMON RESPIRATORY DISEASES OF RODENTS, Great Western Exotic Vets))
Medikation bei Atemwegserkrankungen
Häufig ist eine Behandlung mit mehreren Medikamenten notwendig ((Michael Dutton, DVM, MS, DABVP (Canine & Feline Practice), DABVP (Avian Practice), DABVP (Exotic Companion Mammal Practice), CVPP (2011), Respiratory Disease in Rats. Lafeber Vet))
Antibiotika und Makrolid-Antibiotika
Das Antibiotikum der Wahl ist Doxycycline, eine Therapie kann aber auch Tetracycline, Fluoroquinolone oder Sulfonamide umfassen ((Michael Dutton, DVM, MS, DABVP (Canine & Feline Practice), DABVP (Avian Practice), DABVP (Exotic Companion Mammal Practice), CVPP (2011), Respiratory Disease in Rats. Lafeber Vet)).
Für Ratten empfohlene Antibiotika umfassen Azithromycin (15-30 mg/kg PO q 24 hr), Enrofloxacin (15 mg/kg PO q 24 hr), Chloramphenicol (30-50 mg/kg PO q 12 hr), Doxycycline (5 mg/kg PO q 12 hr), Amoxicillin (20 mg/kg PO q 12 hr), Amoxicillin/clavulanate (15 mg/kg PO q 12 hr), Tylosin (10 mg/kg PO q 12-24 hr) ((The pneumonias of small mammals, Aug 01, 2009, By Dan Johnson, DVM, DABVP)).
Ein Kombination von Enrofloxacin oder Ciprofloxacin und Doxycycline wird häufig für über 2 Wochen gegeben. Bei einer chronischen Atemwegsinfektion ist eine meist eine Langzeitbehandung (teilweise mit Unterbrechungen) unter Umständen bis zum Lebensende notwendig ((Chronic Respiratory Disease in Rats and Mice (Chronic Infection with Mycoplasma and Other Disease Agents) Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Small Mammal, Second Edition. Barbara L. Oglesbee. © 2011 John Wiley & Sons, Inc. Published 2011 by John Wiley & Sons, Inc.))
Zur Behandlung von Ratten mit früher oder leichter Atemwegsinfektion mit Verdacht auf Mycoplasmen empfiehlt Dr. Michael Hutchinson, DVM; Animal General, Cranberry Township, PA basierend auf seiner Erfahrung und der aktuellen Literatur folgende Dosierung:
Enrofloxacin (Baytril) 15 mg/kg, alle 12 Stunden, oral für 10 bis 30 Tage
oder
Doxycycline 5 mg/kg, ale 12 Stunden, oral für 10 bis 30 Tage
Wenn es innerhalb eines angemessenen Zeitraums keine Verbesserung gibt, Enrofloxacin und Doxycycline zusammen geben für 10 bis 30 Tage.
Wenn dies immer noch keine Verbesserung bewirkt, sollte eine Verneblung hinzugefügt werden (siehe unten)
Dosierungsempfehlungen nach vetpharm:
Azithromycin
Oral oder intravenös: 20 mg/kg (Shepard 1990)
Chloramphenicolnatriumsuccinat
intramuskulär bei Pneumonie: 30 mg/kg 1 × täglich (Harrenstien 1994) subkutan bei Pneumonie, Infektionen mit Mykoplasmen: 50 mg/kg 2 × täglich (Adamcak 2000a)
Enrofloxacin
intravenös: 7,5 mg/kg (Bregante 1999)
oral: 5 - 10 mg/kg 2 × täglich während 3 - 10 Tagen (Morrisey 2004) oder 50 - 100 mg/l Trinkwasser; bei Auftreten von Durchfall die Behandlung sofort unterbrechen (Winjnbergen 1995).
Subkutan: 5 - 10 mg/kg 1 × täglich während 3 - 10 Tagen; bei Auftreten von Durchfall die Behandlung sofort unterbrechen (Winjnbergen 1995) oder 5 - 10 mg/kg 2 × täglich (Morrisey 2004)
Doxycyclinhydrochlorid (Doxycyclinhyclat)
oral: 5 mg/kg 2 × täglich (Schall 2005; Morrisey 2004; Adamcak 2000a)
subkutan: 100 mg/kg, Wiederholung nach 7 Tagen (Morrisey 2004)
Amoxicillinanhydrat
intramuskulär oder subkutan: 100 - 150 mg/kg alle 12 h (Tennant 1999)
Tylosin
Intramuskuär oder subkutan: 10 mg/kg 1 × täglich während 5 Tagen (Wijnbergen 2005)
oral: 65 mg/l Trinkwasser während 21 Tagen (Wijnbergen 2005), 10 mg/kg 1 × täglich während 5 Tagen (Wijnbergen 2005), 0,5 mg/ml Trinkwasser (Ness 2001)
Weitere Behandlungsbeispiele
Präparat: Tetracyclin (Tetraseptin)
Dosis: 5 mg/ml Trinkwasser
Applikation: oral über das Trinkwasser
Dauer: mindestens 5 Tage
Besonderheiten: Lösung alle 3 Tage unter Zugabe von Kaliumsorbat (1,35 mg/ml Trinkwasser) zur Unterbindung von Hefewachstum oder täglich neu ansetzen.
Präparat: Enrofloxacin (Baytril®)
Dosis: 10 mg/kg KGW
Applikation: oral (5 ml 2,5 %ige Baytrillösung auf 1 l Trinkwasser)
Dauer: mindestens 5 Tage. (( Prophylaktische und therapeutische Maßnahmen bei ausgewählten Infektionen von Labornagern und Kaninchen, Ausschuss für Hygiene / Working Group on Hygiene, GV Solas )) .
Präparat: Tetracyclin
Dosis: (3 mg/ml)
Applikation: oral über das Trinkwasser
Dauer: 7 Tage ((Valarie V. Tynes, DVM (1998), Drug Therapy in Pet Rodents, Vet Med 93[11]:988-991))
Präparat: Enrofloxacin plus Doxycycline Hyclate
Dosis: Enrofloxacin: 10 mg/kg PO BID - Doxycycline Hyclate: 5 mg/kg PO BID
Applikation: oral über das Trinkwasser
Dauer: 7 Tage
Bronchidilatoren
Als Bronchiodilatatoren kommen Clenbuterol und Terbutalin in Frage, die bei Hunden und Katzen erfolgreich eingesetzt wurden((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)). In schweren Fällen können auch Aminophylline oder Theophylline eingesetzt werden.
Verneblung
Grundsätzlich ist eine Verneblung von Salzlösung sehr hilfreich. Die Verneblung kann Antibiotika, Mucolytika, Bronchiodilatatoren und Schlerimlöser enthalten und sollte 3 bis 4 mal am Tag für 30-40 Minuten mit jeweils 5 ml Flüssigkeit pro Sitzung durchgeführt werden((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)).
Wenn dies die Behandlung mit Antibiotika keine Verbesserung bewirkt, sollte eine Verneblung hinzugefügt werden:
Verneblung für 15 Minuten, 2-3 mal pro Tag für 14 Tage:
- 8 mL sterile Salzlösung
- 0.5mL Gentocin injectable 100 mg/mL
- 0.5mL Albuterol 0.083% Inhalation
(übrig gebliebene Lösung kann für 3 Tage gekühlt gelagert werden)
Der Beta-Agonist Albuterol kann auch ebenso wie Terbutalin injiziert werden ((Chronic Respiratory Disease in Rats and Mice (Chronic Infection with Mycoplasma and Other Disease Agents) Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Small Mammal, Second Edition. Barbara L. Oglesbee. © 2011 John Wiley & Sons, Inc. Published 2011 by John Wiley & Sons, Inc.))
Wenn die Lunge stärker betroffen ist und die Verneblung von Antibiotika nicht ausreicht, sollte Dexamethsone zugefügt werden:
Dexmethason at 0.5 mg/lb (entspricht ca. 1 mg/kg) wie folgt:
- 0.5 mg/lb (entspricht ca. 1 mg/kg) BID injeziert oder oral für 3 Tage
- 0.5 mg/lb (entspricht ca. 1 mg/kg) SID für 3 Tage
- 0.25 mg/lb (entspricht ca. 0,5 mg/kg) SID für 3 Tage
- 0.25 mg/lb (entspricht ca. 0,5 mg/kg) oral jeden 2. Tag, dreimal hintereinander.
Quelle: Ratmedication Guide
Corticosteroide
In schweren Fällen einer Lungenentzündung können Corticosteroide in entzündungshemmender Dosis (dexamethasone 0.2mg/kg to 0.5mg/kg SC) eingesetzt werden (“rescue shots”) ((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)).
Prognose bei Atemwegserkrankungen bei Farbratten
Mykoplasmen bei Ratten Die Behandlung mit verschiedenen Mitteln (z.B. Tetracyclin, Enrofloxacin) führt zu einer Reduzierung der klinischen Symptome, nach Absetzen der Medikamente ist jedoch weiter mit dem Vorhandensein der Erreger zu rechnen. Da die Mykoplasmen eine spezielle enge Beziehung zu den Wirtszellen, insbesondere strenge Bindungen an deren Membranen haben, ist es nicht möglich, den Erreger aus dem Wirt zu eliminieren ((Prophylaktische und therapeutische Maßnahmen bei ausgewählten Infektionen von Labornagern und Kaninchen, Ausschuss für Hygiene / Working Group on Hygiene, GV Solas )) .
Während sowohl Mycoplama pulmonis als auch Sendai in Laborstämmern Rückläufig sind ((Pritchett-Corning KR1, Cosentino J, Clifford CB. (2009), Contemporary prevalence of infectious agents in laboratory mice and rats. Lab Anim. 2009 Apr;43(2):165-73. doi: 10.1258/la.2008.008009. Epub 2008 Nov 17.)), dürfte die Verbreitung in Heimtierbeständen von Farbratten noch relativ hoch sein. Das liegt vor allem daran, dass die Methoden, die in Laboratorien angewandt werden, um erregerfreie Bestände zu erhalten, in der Heimtierzucht und -Haltung nicht durchführbar sind. Charles River (einer der großen Lieferanten für Laborratten-Stämme) empfiehlt z.B. zum erzielen mykoplsmenfreier Bestände die vollständige Euthanasie befallener Kolonien. Um mykoplasmenfreie Nachkommen aus einer befallenen Kolonie zu erhalten, wird sogar Embryonentransfer empfohlen. Da der Erreger sehr verbreitet ist, müssen alle biologischen Materialien, die in ein Labor kommen, zunächst autoklaviert werden und das Labor sorgfältig abgeschirmt werden. Da das in keinem Haushalt möglich ist, werden sich Menschen, die sich Farbratten als Heimtiere halten, also zwangsläufig irgendwann einmal mit Atemwegsinfektionen bei ihren Tieren konfrontiert sehen.
Risikofaktoren und Verbeugung
Wie bereits dargelegt, ist es in der Heimtierhaltung und -zucht nicht möglich, einen Kontakt mit Krankheitserregern auszuschließen. Vor allem Mycoplasma pulmonis gilt als weit verbreitet.
Allerdings kann man Haltungsbedingungen schaffen, die die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitsausbruchs reduzieren. Studien zeigen, dass es eine Verbindung gibt zwischen erhöhten Ammoniak-Konzentrationen und Lungenläsionen aufgrund einer Mykoplasmose ((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)). Daher solle unbedingt verhindert werden, dass sich Ammoniak im Rattenkäfig sammeln kann. Ratten sollten daher auf keinen Fall in Terrarien, geschlossenen Glasbecken oder komplett mit Plexiglas umschlossenen Käfigen gehalten werden. Neben eine guten Ventilation der Käfige der regelmäßige Wechsel der Einstreu sehr wichtig. Streusorten wie z.B. Zellstoffprodukte, die Ammoniak schlecht binden, sollten vermieden werden. Desweiteren wird empfohlen, den Temperaturbereich von 17°C bis 24°C und eine Luftfeuchtigkeit von 45% bis 55% einzuhalten ((Mancinelli, E. (2011), Respiratory diseases in pet rodents, Vet Times, The website for the veterinary profession, https://www.vettimes.co.uk)) .
[print-me]