Agouti ist im Grunde die Farbe, mit der die Geschichte der Farbratte begann, denn sie entspricht der Ausgangsfarbe der wilden Wanderratte, die die Urahnin unserer domestizierten Ratten ist. Bereits 1902 wurden die ersten agoutifarbenen Ratten von Douglass und Vale auf einer Ausstellung in Cheltenham, England gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits einen offiziellen Standard für die Farbe Agouti.
Die erste Reaktion auf eine agoutifarbene Ratte ist meist "Oh, die sieht ja wie eine wilde Ratte aus." Dabei stimmt das nur zum Teil. Unsere Agouti-Ratten wurden über die Jahre danach selektiert, ein möglichst rötlich braunes Fell zu haben, während wilde Wanderratten eher gräulich erscheinen (AFRMA).
Robinson (1965) ((Robinson, R. (1965) Genetics of the Norway Rat. Pergamon Press, Oxford)) bereits zwei Dwarf-Mutationen dar. Die erste wurde 1934 von Sciuchetti und Lambert((SCIUCHETTI, A. M. and LAMBERT, W. V. (1934) A study of the inheritance and physiological behavior of dwarfism associated with an eye defect in rats. Proc. Iowa Acad. Sei., 41: 317-18)) beschreib in seinem Buch „Genetics oft he Norway Rat“ Agouti wie folgt:
Der Rücken ist grau, wobei der Anteil von Gelb und die schwarzen Haare, die im Fell verteilt sind, variieren. Die schwarzen Haare sind an der Rückenlinie etwas konzentriert. Die gelbliche Farbe, die durch ein subapikales Band an den Haaren ausgelöst wird, wird zur Unterseite der Tiere hin blasser. Die Färbung an der Unterseite ist heller als die der Oberseite. Es gibt dort weniger schwarze Pigmentation. Das Bauchfell ist blass creme mit einer Tendenz zu Blau-Grau, wobei die Haare tatsächlich weiß mit einer bläulichen Basis an den Haaren sind.
Dry (1928((DRY, F. W. (1928) The agouti coloration of the mouse (Mus musculus) and the rat (Mus norvegicus)))). J. Genet., 20: 131-44. beschäftigte sich genauer mit der Bänderung der haare. Das gelbe Band, dass die Verteilung von Melanin in der Haarfaser unterbricht, findet sich nicht bei allen Haaren. Die Deckhaare (Monotrichs, Awls]) erscheinen nie gebändert, während die nächststärkeren Haare, die Auchene-Haare sind mehrheitlich gebändert während ungefähr 50% der Unterfellfasern (zigzags) gebändert sind.
Der Standard für Agouti
Charakteristisch für Agouti und alle Farbkombinationen mit Agouti ist eine deutliche Bänderung der Haare. Anstatt von der Basis bis zur Spitze gleichmäßig gefärbt zu sein, sind die Haare in unterschiedliche Bereiche geteilt. Diese Bänderung oder auf Englisch "Ticking" spielt bei vielen Tierarten eine Rolle. Unter anderem sind auch unsere getigerten Hauskatzen Agoutis. Dabei variieren die Abfolgen der Bänderungen je nach Tierart und Art des Agouti. Bei agoutifarbenen Ratten ist die Basis in der Regel dunkelgrau bis schwarz gefärbt, gefolgt von einem rotbraunem Band und einer schwarzen Haarspitze.
Die National Fancy Rat Society beschreibt in ihrem Standard Agoutis als kräftig rötlich braun gefärbt mit gleichmäßiger Bänderung und schwarzen Deckhaaren. Die Unterwolle sollte dunkel grau bis schwarz sein, der Bauch silbergrau. Die Farbe der Füße sollte der Oberseite entspreche und die Augenfarbe ist schwarz (NFRS). Die AmericanFancy Rat and Mouse Association beschreibt Agoutis wie folgt: Die Farbe soll ein kräftiges Kastanienbraun mit dunklem Schieferton an der Basis der Haare sein. Das Fell soll gleichmäßig gebändert sein mit schwarzen Haarspitzen. Der Bauch soll silbergrau sein und die Augen schwarz.
Die Genetik der Agouti Ratte
Agouti liegt auf dem a-Lokus, wobei das Agouti-Allel A dominant ist gegenüber dem Non-Agouti-Allel a. Während A die charakteristische Bänderung hervorruft, sind die Haare von reinerbigen aa -Tieren einfarbig vom Schaft bis zur Spitze. Agoutifarbene Ratten haben also den Phänotyp Aa oder AA, bzw. A-, wenn nicht bekannt ist, ob sie homozygot oder heterozygot für Agouti ist.
Hinzu kommt, dass eine Agouti-Ratte keine weitere Farbe zeigen darf. Eine Ratte, die z.B. homozygot für das Russian -Blue-Allel ist und mindestens ein Agouti-Allel trägt, wäre keine reine Agouti, sondern eine Russian Blue Agouti. Ebenso gibt es für alle anderen Farben eine entsprechende Agouti-Variante.
Eine Agouti-Ratte hat also den Genotyp A- B- M- D- Rb- M- C- P- R- usw.
Tipps zur Zucht von Agouti-Ratten
Auf der Seite der American Fancy Rat and Mice Association findet man einige interessante Hinweise zur Zucht von agoutifarbenen Ratten.
Es soll keinen Unterschied machen, ob das Agouti-Allel rein- oder mischerbig vorliegt.
Bezüglich dem Chocolate-Lokus sind Tiere zu bevorzugen, die reinerbig für Non-Chocolate BB sind, da mischerbige Bb-Tiere in der Farbe etwas matter wirken sollen.
Ratten, die eine English-Blue-Verdünnung tragen (Genotyp Dd), sollen gräulicher wirken.
Bezüglich der Auswirkungen von R.E.D. und P.E.D. gibt es keine klaren Aussagen.
Alle anderen rezessiven Merkmale wie z.B. Russian Blue, Mink usw. sollten ebenfalls vermieden werden.
Dem widersprechen teilweise die Aussagen der National Fancy Rat Society, wonach Ratten, die heterozygot für Chocolate, Mink oder P.E.D. teilweise bessere Farben haben sollen, während heterozygote R.E.D.-Träger fade erscheinen können und das Fell von English-Blue-Trägern stumpf wirkt.
Eine proteinarme Diät führt bei agoutifarbenen Ratten übrigens dazu, dass die ausbleichen (Niemes & Wacker, 1922((NIEMES, P. and WACKER, L. 1922) Ein Beitrag zur Kenntnis der Ergänzungsnährstoffe. Arch. Exp. Path. Pharm., 93: 241-68.)); Hartwell, 1923((HARTWELL, G. A. (1923) Note on the colour changes in rat's fur produced by alterations in diet. Biochem. J., 17: 547-8.)))
Exkurse: Genetics, development and evolution of adaptive pigmentation in vertebrates
Genetic pathway regulating mammalian melanogenesis and phenotypic effects on individual hair pigment and pattern. (a) Circulating -MSH (a derivative of POMC) activates Mc1r, a G-protein-coupled transmembrane receptor, and signals via cAMP. Intracellularly, tyrosine is oxidized to dopaquinone, a reaction catalyzed by the enzyme tyrosinase (Tyr). Cyclic AMP is thought to affect the enzymatic activity of tyrosinase as well as eumelanic-specific enzymes, tyrosinase-related protein 1 (Tyrp1) and dopachrome tautomerase (Dct). When all three of these enzymes function properly, eumelanin (brown to black pigment) is deposited in melanosomes. Agouti, the inverse agonist of Mc1r, binds to Mc1r with the aid of the extracellular protein Atrn to repress intracellular cAMP levels, resulting in the 'switch' to the production of pheomelanin (yellow to red pigment). The production of pheomelanin is dependent on the incorporation of cystine, whose uptake is at least partially regulated by xCT (the Slc7a11 locus). (b) Overall coat color in mammals is determined by the density of melanin and the distribution of melanin (or melanin types) on individual hairs. Pigment on individual hairs ranges from fully pigmented with dark eumelanin to complete absence of pigment resulting in albino hairs. Typical wild-type hairs in mammals have a subterminal band of light-colored pheomelanin flanked by darker eumelanin, providing an overall brushed appearance.
(Quelle: Hoekstra, H. E. (2006), Genetics, development and evolution of adaptive pigmentation in vertebrates, Heredity 97(3):222-34 · October 2006 with 415 Reads)